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REFERENZEN

Psychische Gewalt ist verheerend

Fingerwägg startet seine neue Präventionskampagne. Diese enthüllt die verheerenden Auswirkungen von psychologischer Gewalt. Worte machen Opfer, das Wort befreit sie.

Die Kampagne zeigt drei Jugendliche in alltäglichen Situationen. Plötzlich trifft sie die Gewalt, die von einem Spruch, einem Witz oder einem Snap ausgeht, mit voller Wucht.

Definition von psychologischer Gewalt

Psychologische Gewalt, auch moralische, mentale oder emotionale Gewalt genannt, wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als ein Verhalten definiert, das absichtlich eingesetzt wird, um bei einer anderen Person emotionale Not, Angst oder Furcht zu verursachen. Sie kann verschiedene Formen annehmen, wie z. B. emotionale Manipulation, Abwertung, Einschüchterung, Bedrohung, Erniedrigung, Isolation, übermäßige Kontrolle, Zeuge häuslicher Gewalt zu sein oder als Instrument in einem elterlichen Konflikt benutzt zu werden.

Diese Form der Gewalt kann in verschiedenen Kontexten auftreten, sei es in persönlichen, familiären, schulischen oder sozialen Beziehungen, und hat schwerwiegende Auswirkungen auf die geistige und emotionale Gesundheit der Opfer. Sie fügt dem Opfer das Gefühl zu, wertlos, defizitär, ungeliebt oder unerwünscht zu sein.

Es ist entscheidend, dass die Wahrnehmung von Gewalt subjektiv ist und von Person zu Person je nach Lebenserfahrung variieren kann. Dieser subjektive Charakter macht es besonders schwierig, psychische Gewalt zu erkennen und zu quantifizieren. Trotz ihrer tiefgreifenden Auswirkungen auf die Opfer wird sie häufig verharmlost oder vernachlässigt. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Öffentlichkeit für diese Form der Gewalt zu sensibilisieren, um sie zu erkennen und zu verurteilen und so gesunde und respektvolle Beziehungen zu fördern.

Was psychische Gewalt umfasst (einschließlich Stalking und Cyberstalking)

Psychische Gewalt umfasst ein breites Spektrum an Verhaltensweisen, darunter :

  • Mobbing: Wiederholtes und feindseliges Verhalten.
  • Cybermobbing: Dasselbe, aber mithilfe von Technologien.
  • Isolation: Die Person daran hindern, soziale Kontakte zu pflegen, wodurch ihr Unterstützungsnetzwerk reduziert wird.
  • Emotionale Manipulation: Die Gefühle des Opfers nutzen, um es zu kontrollieren.
  • Abwertung und Zurückweisung: Das Opfer herabsetzen, erniedrigen oder an seinem eigenen Wert zweifeln lassen.
  • Drohungen: Drohungen aussprechen, um beim Opfer Angst zu erzeugen.
  • Ausbeutung/Korruption: Ermutigung zur Entwicklung unangemessener Verhaltensweisen und Einstellungen.
  • Vernachlässigung: Die Bedürfnisse der Person ignorieren, ablehnen oder nicht erfüllen.

Folgen von psychischer Gewalt

Psychologische Gewalt kann schwerwiegende Folgen für die geistige und emotionale Gesundheit der Opfer haben. Dies kann zu Problemen führen wie z. B. :

  • Depressionen und Angstzustände: Die Opfer leben oft in einem Zustand ständigen Stresses, was zur Entwicklung von Angststörungen und Depressionen führen kann. Der emotionale Druck, der von den Tätern ausgeübt wird, kann zu Gefühlen der Verzweiflung und Hilflosigkeit führen.
  • Geringeres Selbstwertgefühl: Ständige Beleidigungen, Abwertungen und Taktiken, die das Opfer degradieren sollen, können das Selbstvertrauen des Opfers untergraben. Dieses verminderte Selbstwertgefühl kann die Fähigkeit der Person, sozial zu interagieren und gesunde Beziehungen aufzubauen, beeinträchtigen.
  • Soziale Isolation: Aufgrund der von den Tätern erzwungenen Manipulation und Isolation neigen Opfer psychischer Gewalt dazu, sich sozial zurückzuziehen. Sie fühlen sich möglicherweise unfähig, anderen zu vertrauen, und vermeiden möglicherweise soziale Interaktionen aus Angst vor weiteren emotionalen Angriffen.
  • Schlaf- und Essstörungen: Psychische Gewalt kann den Schlaf der Opfer stören, was zu Schlaflosigkeit oder wiederkehrenden Albträumen führt. Außerdem können die Essgewohnheiten beeinträchtigt werden, was zu Störungen wie Anorexie, Bulimie oder Überernährung führt.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Folgen nicht nur körperlicher oder emotionaler Natur sind, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die allgemeine Lebensqualität der Opfer haben. Psychische Gewalt kann tiefe und dauerhafte Narben hinterlassen und erfordert oftmals psychologische und emotionale Unterstützung, um den Menschen zu helfen, diese traumatischen Erfahrungen zu überwinden.

Zahlen in der Schweiz und in Europa zu Kindern, die Opfer psychischer Gewalt sind.

Laut einer Studie der Universität Freiburg aus dem Jahr 2020 über das Strafverhalten von Eltern. Eines von vier Kindern in der Schweiz soll regelmäßig psychischer Gewalt ausgesetzt sein. Zu den häufigsten Verhaltensweisen, die Eltern berichten, gehören Beleidigungen oder verletzende Worte (37%), Androhung von Schlägen (27%), Entzug von Zuneigung oder Liebe (22%), Drohungen, das Kind allein zu lassen (19%), längeres Einsperren in einem Zimmer (15%) und Drohungen, das Kind zu verlassen (11%). Darüber hinaus ist ein Viertel der Väter der Ansicht, dass diese Formen psychologischer Gewalt keine Aggressionen sind.

Laut der Kinderschutzstatistik der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie für das Jahr 2022 wurden in allen Kliniken 1’889 Fälle von Misshandlung, davon 26.8% psychische Misshandlung, gemeldet. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zahl nicht die tatsächliche Zahl der Fälle von Kindesmisshandlung in der Schweiz widerspiegelt, da viele Fälle den Behörden nicht gemeldet werden und so eine „Dunkelziffer“ entsteht, die in den Statistiken nicht berücksichtigt wird.

Laut einer im Jahr 2021 durchgeführten Umfrage von UNICEF Schweiz unter 1.750 teilnehmenden Kindern berichteten 43% der Kinder, dass sie psychische Gewalt durch andere Schüler ihrer Schule (Spott, Beleidigungen, Kränkungen, Einschüchterungen), ihre Eltern oder das Lehrpersonal erlebt haben.

Laut einer aktuellen Studie der Universität Zürich aus dem Jahr 2022 (JAMES) geben 29 % der Jugendlichen an, schon einmal im Internet belästigt worden zu sein. 38 % haben erlebt, dass in Chats Lügen verbreitet oder Äußerungen gemacht wurden, die sie schädigen. Und mehr als ein Drittel der Jugendlichen hat schon einmal gesehen, dass Fotos oder Videos von ihnen ohne ihre Zustimmung im Internet veröffentlicht wurden.

Problematik dieser unsichtbaren Gewalt

Psychische Gewalt ist oft schwer zu erkennen, da sie keine sichtbaren körperlichen Spuren hinterlässt. Ihre Auswirkungen sind von Person zu Person sehr unterschiedlich und oft schwer zu beurteilen. Diese Variabilität macht die Früherkennung und die Bewertung des Schadens komplexer. Die Opfer zögern möglicherweise, den Missbrauch zu melden, weil sie Angst vor Vergeltungsmaßnahmen haben, sich schämen oder ihr Leid von anderen heruntergespielt wird. Psychischer Missbrauch bleibt ein Tabuthema, das für die Opfer von Scham und Schuldgefühlen umgeben ist. Die Anerkennung eines solchen Missbrauchs setzt voraus, dass das Opfer es wagt, darüber zu sprechen, was aufgrund der mentalen Manipulation durch die Täter und des geschaffenen Klimas der Angst äußerst schwierig sein kann.

Infolgedessen kann diese Form der Gewalt lange Zeit bestehen bleiben, ohne angesprochen zu werden, was die Folgen für die Opfer noch verschlimmert. Das immer häufiger auftretende Cybermobbing wird trotz seiner Auswirkungen auf viele Kinder und Jugendliche nicht ausreichend gesetzlich geregelt.

Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für psychische Gewalt ist von entscheidender Bedeutung, um das Schweigen der Opfer zu brechen und ihnen zu helfen, Unterstützung zu finden. Dieses Bewusstsein fördert respektvolles Verhalten und schafft so ein sicheres und wohlwollendes Umfeld für alle.

Immer mehr Menschen werden Opfer von Worten

Mobbing und Cybermobbing fordern heutzutage immer mehr Opfer. Durch das Aufkommen sozialer Netzwerke und Messenger-Dienste kann ein zunächst harmlos erscheinendes Wort schnell zu einer Eskalation der Gewalt mit weitreichenden Folgen führen.

Manchmal ist es schwierig, die Auswirkungen eines Wortes, einer Stichelei oder eines Witzes zu ermessen. Diese Kampagne veranschaulicht auf physische Weise den Schmerz, der auf psychologischer Ebene empfunden wird. Weniger sichtbar und subtiler kann psychische Gewalt tragische Folgen haben. Die Botschaft „Worte machen Opfer, Reden befreit sie“ regt die Täter zum Nachdenken und die Opfer dieses unsichtbaren Übels dazu an, das, was sie erleiden, nicht länger zu tolerieren und über diese Missetaten zu sprechen.

Eine Lösung: Sprechen wir darüber!

Fingerwägg engagiert sich seit 20 Jahren für Kinder und Jugendliche in der Westschweiz. Leiden Sie unter psychischer Gewalt? Sie können unsere Helpline 0800 800 140 anrufen, um konkrete Hilfe oder Ratschläge zu erhalten.

→ Präventionsprogramme sind wichtig bei :

  • Kinder, die Opfer von Gewalt oder Missbrauch geworden sind, um ihnen zu helfen, ihr Schweigen zu brechen;
  • bei allen Kindern und Jugendlichen, damit sie Gefahren erkennen können;
  • Potenziellen Missbrauchern, damit sie nicht vom Schweigen der Kinder und der geringen Sichtbarkeit des Problems profitieren können;
  • Politiker, damit sie eine echte Politik zur Verhinderung von Gewalt verfolgen;
  • alle Akteure in unserer Gesellschaft.

Referenzen

Al Odhayani, A., Watson, W. J., & Watson, L. (2013). Behavioral consequences of violence against children. Canadian Family Physician, 59(8), e350-e356.

Dube, S. R., Li, E. T., Fiorini, G., Lin, C., Singh, N., Khamisa, K., … & Fonagy, P. (2023). Childhood verbal abuse as a child maltreatment subtype: A systematic review of the current evidence. Child Abuse & Neglect, 144, 106394.

Studie über die Rechte des Kindes 2021, UNICEF Schweiz.

Institut für Forschung und Beratung im Bereich der Familie (IFF) der Universität Freiburg im Auftrag von Kinderschutz Schweiz (2020).

Krug, Etienne G., Dahlberg, Linda L., Mercy, James A., Zwi, Anthony B., Lozano, Rafael. et al. (2002). World report on violence and health. World Health Organization.

Külling, C., Waller, G., Suter, L., Willemse, I., Bernath, J., Skirgaila, P., Streule, P., & Süss, D. (2022). JAMES – Jugend, Aktivitäten, Medien – Umfrage Schweiz. Zürich: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Nationale Statistik 2022 über Kindesmisshandlung