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Warum handeln?

 

Die unerträgliche Gewalt gegen Kinder

Tausende von Minderjährigen werden Opfer oder Täter von Gewalt oder sexuellem Missbrauch. Die Betroffenen leiden oft unter schweren psychischen Folgen, die manchmal das ganze Leben prägen. Es ist daher unerlässlich, sich diesen Problemen zu stellen und wirksame Lösungen zu finden.

In der Westschweiz werden gemäss Bundesamt für Statistik jedes Jahr mehr als 1400 Minderjährige zu Opfern jeglicher Form von Gewalt. Nach Schätzung werden aber lediglich 10% aller Fälle gemeldet, die tatsächliche Zahl der Opfer liegt also bei etwa 14 000, in der gesamten Schweiz bei rund 36 000.

Enfants avec bottes de pluie - handeln

Kontext

Laut der Optimus Studie Schweiz aus dem Jahr 2012 hat jeder siebte Jugendliche schon einmal gegen seinen Willen Geschlechtsverkehr gehabt oder wurde im Intimbereich berührt. In der Westschweiz wurden von den 473’870 Jugendlichen, die das BFS im Jahr 2019 erfasst hat, somit über 67’000 Opfer von sexuellem Missbrauch. Bemerkenswert ist auch die Feststellung, dass das Risiko, erneut Opfer zu werden, achtmal höher ist bei Jugendlichen, die bereits einmal sexuell missbraucht wurden. Die Täter variieren mit dem Alter des Opfers: Kinder im Vorschulalter werden am häufigsten von einem erwachsenen Familienmitglied missbraucht, Jugendliche eher von Gleichaltrigen.

Die Optimus-Studie von 2018 unterscheidet 6 Formen des Missbrauchs, die im Folgenden von der häufigsten bis zur seltensten Form geordnet werden.

  • Vernachlässigung;
  • Psychische Misshandlung;
  • Körperliche Misshandlung;
  • Sexuelle Misshandlung;
  • Zeugen von partnerschaftlicher Gewalt;
  • Andere Formen.

Aus der gleichen Studie geht hervor, dass

  • die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines sexuellen Übergriffs zu werden, für Mädchen 2,5- bis 3-mal höher ist als für Jungen:
  • die Person, die das Kind bedroht, in 3 von 4 Fällen ein/e Angehörige/r ist.

Unser Anliegen

Was ich sehe oder was ich erlebe, ist normal! Viele Kinder glauben wirklich, dass dies so ist. Ihnen die Gefahren bewusst zu machen, die sie umgeben und die in einer komplexen Welt immer zahlreicher werden, ist schwierig. Trotz der fürsorglichen erzieherischen Rolle der Eltern wird das Kind mit allen möglichen unbekannten Situationen konfrontiert, die oft nur schwer zu bewältigen sind.

In den von der Vereinigung Fingerwägg entwickelten Modulen wird Kindern und Jugendlichen aufgezeigt, dass es bestimmte Grenzen gibt, die niemand überschreiten darf. Egal ob es sich um nahestehende oder fremde Personen handelt.

 

Damit Gewalt und Missbrauch an Kindern und Jugendlichen aufhören

Der im Jahr 2000 ins Leben gerufene und 2004 offiziell gegründete Verein Fingerwägg hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen sexuellen Missbrauch sowie physische und psychische Gewalt zu kämpfen, in die Kinder und Jugendliche verwickelt sind. Diese nicht-gewinnorientierte Organisation (NGO) ist als gemeinnützig anerkannt.

Präventions-Kampagnen zur Verhinderung von Gewalt auf allen Ebenen

Präventionskampagnen bei Kindern und Jugendlichen sind von entscheidender Bedeutung:

  • Wenn sie Opfer von Gewalt oder Missbrauch geworden sind, helfen wir ihnen dabei, das Schweigen zu brechen;
  • Sie lernen, Anzeichen und Gefahren zu erkennen;
  • Missbrauchstäter/innen und potenzielle Täter/innen können nicht länger vom Schweigen der Minderjährigen und der geringen Sichtbarkeit des Problems profitieren;
  • Die politischen Entscheidungsträger verfolgen eine echte Politik zur Verhinderung von Gewalt;
  • Unsere Gesellschaft wird auf die Probleme aufmerksam gemacht.

 

Fakten und Zahlen

Bis heute hat lediglich eine Minderheit von Kindern und Jugendlichen gelernt, wie sie sich selbst vor Gewalt und Missbrauch schützen können. In den 15 Jahren seines Bestehens hat Fingerwägg über 10’000 Kinder in den Grundschulklassen der Westschweiz unterrichtet. Mit anderen Worten: 10’000 Kinder wissen, wie sie sich im Falle eines Übergriffs verhalten müssen!

Im Jahr 2019 wurden 121 Präventionskurse durchgeführt, in denen mehr als 3’000 Kinder/Jugendliche lernten, wie sie auf eine Gewaltsituation reagieren können.

Schulen haben keinen Auftrag, unsere Präventionskurse ihren Schülern anzubieten. Sie tun dies auf freiwilliger Basis, weshalb bis jetzt nicht alle Kinder in den Genuss der Kurse gelangt sind. Mit der nötigen Finanzierung könnte Fingerwägg jedes Jahr mehr Kinder und Jugendliche in den Klassenzimmern sensibilisieren und ihnen das Rüstzeug vermitteln, um sich vor Übergriffe zu schützen.

Für Bernard Jaquet, den Präsidenten von Fingerwägg, ist die Situation nur schwer verständlich und er meint dazu: «Wir können nicht einfach weiter Opfer zählen und nichts tun!». Fingerwägg setzt sich dafür ein, dass der Staat den Unterricht in den Pflichtlehrplan der Grundschulen aufnimmt. So können alle Kinder lernen, wie sie sich gegen Gewalt und Missbrauch wehren können.

Kurse, die konkrete und effektive Lösungen bieten

Fingerwägg unterrichtet in Schulen Kinder ab 10 Jahren. Die Kurse finden an zwei Halbtagen statt (ein halber Tag Theorie und ein halber Tag Praxis). Zusätzlich führen wir auch Kurse für Jugendliche und Erwachsene durch (PH, Kollegium, etc.). Diese dauern einen halben Tag und beinhalten sowohl theoretische als auch praktische Elemente.

Jeder Kurs besteht aus einem theoretischen und interaktiven Block zum Thema Aggression und einem anschliessenden praktischen Übungsteil.

Theoretischer Teil: Die Kinder

  • sprechen über die Gefühle, welche Angst auslösen;
  • lernen, mit ihrer Angst umzugehen;
  • lernen, sich selbst und andere zu respektieren;
  • lernen, ihr eigenes Gewaltpotential zu erkennen und zu kontrollieren, um nicht zur Täterin, zum Täter zu werden;
  • lernen, wie man Hilfe leistet und wirksam um Hilfe ruft;
  • erkennen die Grenzen, die mit ihrem Körper und ihrer Intimsphäre verbunden sind;
  • lernen, ganz klar und deutlich NEIN zu sagen, wenn diese Grenzen überschritten werden.

Praktischer Teil: Die Kinder:

  • werden sich ihres Rechts bewusst, sich selbst und andere zu verteidigen;
  • üben, wie man wirksam um Hilfe ruft;
  • erkennen, welche Situationen ihnen gefährlich werden können;
  • lernen, mögliche Fallen erfolgreich zu vermeiden;
  • lernen, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie Opfer oder Zeugen eines Angriffs geworden sind;
  • entdecken und üben Selbstverteidigungs-Techniken.

Diese Kurse wurden 2021 von der Universität Lausanne wissenschaftlich evaluiert und die Schlussfolgerungen sind eindeutig: Das Präventionsprogramm Fingerwägg erweist sich als äusserst wirksam! Bei den Gruppen, welche die Interventionskurse absolvierten, bestanden 9 von 10 Schülern die praktische Übung. Bei denjenigen, die nicht daran teilgenommen hatten, fielen 9 von 10 Schülern bei der gleichen praktischen Übung durch. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Bericht über die Bewertung der Interventionsmodule (auf französisch).

Frère et soeur qui se font un câlin
Der Kern des Problems

Infolge der limitierten finanziellen Mittel und dem Mangel an Trainerinnen und Trainer ist Fingerwägg heute in seiner Arbeit eingeschränkt. Während die Kosten für die Kurse teilweise von den Schulen getragen werden, können wir die Präventionskampagnen ausschliesslich dank der Grosszügigkeit von Gönnern und Partnern planen und durchführen.

Für Bernard Jaquet, den Präsidenten von Fingerwägg, ist die Situation nur schwer verständlich und er meint dazu: «Wir können nicht einfach weiter Opfer zählen und nichts tun!». Fingerwägg setzt sich dafür ein, dass der Staat den Unterricht in den Pflichtlehrplan der Grundschulen aufnimmt. So können alle Kinder lernen, wie sie sich gegen Gewalt und Missbrauch wehren können.

Wir sind auf deine finanzielle Unterstützung angewiesen, um unsere Arbeit fortsetzen zu können:

  • die Öffentlichkeit und die politischen Instanzen zu sensibilisieren;
  • Gewalt und Missbrauch durch Kampagnen zu verhindern;
  • unsere Arbeit weiterhin professionell und nachhaltig zu gestalten.

 

Das Ziel

Wirkungsvolle Methoden und Werkzeuge, um sich nachhaltig vor Gefahr zu schützen.

Kinder und Jugendliche, die Fingerwägg-Kurse besucht haben, wissen, wie sie sich in einer Gefahrensituation schützen und verhalten sollen. Sie sind in der Lage, sie in gefährlichen Situationen anzuwenden.

„Früher hätte ich mir das einfach gefallen lassen. Jetzt weiss ich, dass ich mich wehren kann und die Chance gross ist, dass ich meinen Angreifer in die Flucht schlagen kann“, bezeugt Elodie eine 13-jährige Teilnehmerin.